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Naturheilkundliche Themen rund um Pferd und Hund

Unterschiedliche Homöopathie?
Klassische Homöopathie?

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Information für Tierbesitzer:
Gedanken zum Thema Homöopathie / Tierhomöopathie ....

Homöopathie - näher betrachtet
Richtungen und Denkweisen in der Homöopathie
 

Homöopathie ist in aller Munde. Es gibt unzählige Bücher für den Menschen als auch für seine Tiere in den Buchhandlungen. Eigentlich hat jeder schon von den Kügelchen gehört, die angeblich nicht schaden, sondern nur helfen können.

Eine Eigenart der Homöopathie scheint zu sein, dass in jeder Diskussion über diese Regulationstherapie von "Verboten" die Rede ist: man dürfe jenes nicht und dieses nicht, wenn eine homöopathische Therapie durchgeführt wird.

Immer wieder tauchen Hinweise auf, dass homöopathische Mittel nur mit bestimmten Stoffen in Berührung kommen dürfen, gleichzeitig wird vor der gleichzeitigen Einnahme von bestimmten Kräutern abgeraten. Unzählige Dinge würden die homöopathische Behandlung stören.

Woher kommen diese Meinungen?

   
Hahnemann
Begründer der Homöopathie
 

Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755 - 1843) war ein streitbarer Zeitgenosse: ein Praktiker, der sich nicht scheute, in seiner Praxis seine eigenen Ideen zu hinterfragen und sich weiterentwickelte.

Mach es genau nach...
Was bedeutet das angesichts der Tatsache, dass Hahnemann selber in seiner 6. Auflage des Organons seine eigenen Theorien ergänzt und zum Teil widerlegt hat?

Hahnemann fand nach etlichen Jahren homöopathischer Praxis die LM oder Q-Potenzen. Er verabreichte mehrere Einzel-Mittel nebeneinander im zeitlichen Abstand, er wechselte die Mittel viel schneller als er es noch in seinen "früheren" Homöopathie-Zeiten empfohlen hatte.

Hahnemanns mittlerweile veröffentlichten Krankenjournale ermöglichen uns heute eine intensive Beschäftigung mit den Ideen des Gründers der Homöopathie. Es wird sehr eindeutig, dass Hahnemann sich immer weiter entwickelt, geforscht und gelernt hat.

   
unterschiedliche Homöopathie?
 

Lassen Sie uns genauer hinschauen.

Allen, Burnett, Kent, Boger, von Bönninghausen uvw. prägten die Homöopathie in den Folgejahren. Auch heute leben Praktiker mit Visionen: C4 Homöopathie, Miasmen-Lehre, Shankaran mit eigenen Miasmen-Unterteilung, Ravi Roy mit eigenen Ideen, Peter Gienow ...

Es lassen sich noch viele weitere Namen aufzählen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob dort tatsächlich unterschiedliche Homöopathie-"Versionen" entstehen.
Ich wage zu behaupten: so unterschiedlich sind diese Ideen alle nicht.
Die grundsätzlichen Ideen finden sich bei Hahnemanns Schriften. Was dann folgt sind Gedankenmodelle, um sich in der ansteigenden Fülle von Arzneimittelprüfungen, "neueren" Erkenntnissen und Erkrankungen, der Fülle an chronischen Erkrankungen etc. zurecht zu finden. Ein jeder Homöopath steht vor der Aufgabe die Fülle an Informationen und Arzneimitteln zu ordnen, um das passende Mittel zu finden.

 
Begriff: Klassische Homöopathie
 

Je länger ich mich mit der Homöopathie beschäftige, desto kritischer sehe ich die Begriffe wie "klassische Homöopathie" oder "reine Lehre". Als "klassische Homöopathie" wird häufig die ursprüngliche Idee von Hahnemann angesehen. Das Problem nur: Hahnemann selber hat die letzte Ausgabe seines Organons zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht. Er scheute die große Konfrontation mit seinen Anhängern. Hahnemann selber hat seine "ursprünglichen" Ideen und Leitsätze weiterentwickelt. Die 6. Ausgabe des Organons erschien erst 1921 (78 Jahre nach Hahnemanns Tod und 79 Jahre nachdem Hahnemann 87-jährig 1842 das Manuskript fertigstellte).

Ein großer Unterschied bei den Veröffentlichungen Hahnemanns bezieht sich auf die Verabreichung / Einnahme der homöopathischen Arzneimittel.

Übersicht einiger Unterschiede:

Gemäß der 4. Auflage des Organons
wurden die Globuli einmalig trocken und in Niedrigpotenzen verabreicht. Dann galt es abzuwarten - teilweise mehrere Wochen. Eine Erstverschlimmerung galt als Hinweis, dass die Mittelwahl korrekt war. Ihr folgte dann die Besserung. Hahnemann selber empfand diese Erstverschlimmerung als "grausam" und wollte sich nicht damit abfinden, zumal die Wiederholung der gleichen Arznei immer mehr an Wirkung abnimmt.

Weiterentwicklung in der 5. Auflage des Organons
Hahnemann begann Hochpotenzen zu verabreichen: Globuli wurden in Wasser aufgelöst und wiederholt in kleinsten Mengen verabreicht. Vor jeder Einnahme sollte die Potenz durch Verschüttelungen verändert werden. Damit erzielte Hahnemann deutlich geringere Erstverschlimmerungen aber deutlich schnellere Heilung als mit den trockenen Gaben. Ab der 5. Ausgabe des Organons verwarf Hahnemann etliche seiner eigenen Ansätze: (Fußnote zu § 276: "...... wie ich selbst vor 25 Jahren, in Ermanglung bessern Wissens gethan").

Die 6. und letzte Auflage des Organon
Hahnemann verwarf darin "alles", was er in der 5. Auflage geschrieben hatte, und erklärte, die nun "absolut perfekte Methode gefunden" zu haben, nämlich die Q-Methode.

Namhafte Homöopathen wie der Deutsch-US-Amerikaner Constantin Hering (1800 - 1880), die US-Amerikaner Henry Clay Allen (1836 - 1909), James Tyler Kent (1878-1916) oder der Engländer James Compton Burnett (1840 - 1901) und weitere, die die Homöopathie entscheidend prägten, kannten die 6. Ausgabe des Organon nicht.

1878 ging das Organon in den Besitz der Familie von Bönninghausen: Veröffentlichungen vom Freund und Schüler Hahnemanns, Dr. jur. Freiherr Clemens von Bönninghausen (1785-1864), beinhalten den Bezug zu Hochpotenzen, teilweise auch die Q- bzw. LM-Potenzen. Dr. med. Cyrus Maxwell Boger (1861 - 1935) veröffentlichte als Kenner der Bönninghausen-Methode etliche Schriften.

Auf der "Kent´schen Schule" basierend waren es u.a. die Schweizer Pierre Schmidt (1894 - 1987), Dr. med. Jost Künzli von Fimmelsberg (1915-1992), Dr. Rudolf Flury (1903 - 1977) und Dr. Adolf Voegeli (1898-1992), die die Q-Potenzen "wieder"-entdeckten.

John Henry Clarke (1853-1931), der zum Freundeskreis von Burnett gehörte, sollte noch erwähnt werden, da er die Tendenz, dass immer mehr Hochpotenzen (ab den 1870er Jahren ) verschrieben wurde, mit einleitete.

Dieser kurze Ausflug zeigt bereits deutlich: es gibt mehrere Strömungen in der Homöopathie. Die "reine Lehre" kann es gar nicht geben, da Hahnemann selber immer darauf bedacht war, die Homöopathie weiter zu entwickeln.

Der innewohnende Gedanke der Homöopathie, die innewohnende Lebenskraft ist nicht das "Zementierte", das Dogma, sondern eher die Entwicklung, die Fortentwicklung, das Lebendige: offen bleiben für neue Erkenntnisse und Erfahrungen. Damit ist es mir persönlich wichtig, keine Abgrenzung zwischen scheinbar unterschiedlichen Gedankenansätzen zu finden, sondern Gemeinsamkeiten und Erfolge zu suchen.

Vorstellungen von einer reinen Lehre schliessen Strömungen und Weiterentwicklungen einfach aus. Hahnemann hat damals Menschen "seiner" Zeit behandelt. Lebewesen verändern sich, unsere Umwelt verändert sich und damit auch Krankheitsebenen. Der offene Geist von Hahnemann zeigt den Therapeuten den Weg: offen für weitere Ideen und Möglichkeiten zu sein.

Lassen Sie uns aus der Praxis und von unseren Patienten lernen!
Ein Organismus zeigt uns den Weg auf, wie Heilung funktioniert. Wir müssen die Symptome deuten und nicht an starren Strukturen festhalten. Ein Organismus wird sich bei seiner Behandlung nicht an starren Ideen orientieren, sondern an seiner individuellen Lebensenergie und seinen eigenen Regulationsfähigkeiten.

   
Leitsymptom Kranker oder Krankheit?
 

Kurz angedacht: Häufig spricht der Homöopath vom individuellen Mittel für den Kranken. Schaut man genauer hin, dann spricht Hahnemann selber immer nur vom passenden Mittel für die Krankheit, die gezeigten Symptome.

Denkt man insoweit konsequent weiter, dann erscheint die Idee eines Konstitutionsmittels plötzlich als sehr gewagt. Die Idee des Konstitutionsmittels bezieht sich auf den Kranken an sich. Ein homöopathisches Mittel soll besonders passend für den zu behandelnden Organismus sein, wobei die Entwicklung, die Konstitution des Kranken berücksichtigt wird.

Und doch .... ;-)
Auf einem anderen gedanklichen Weg gelangen wir fast schon zu einem ehrfürchtigen Erstaunen. Der recht neue Forschungszweig der Epigenetik zeigt, dass Erfahrungen im eigenen Leben, aber auch Ereignisse im Leben der Eltern und Großeltern einen entscheidenden Einfluss auf den Genetischen Code eines Säugetieres ausübt. Dispositionen werden quasi wie ein Lichtschalter ein- oder ausgeschaltet.

Und damit werden Gedanken aus der Homöopathie, die sich auf ererbte Dispositionen, auf die Konstitutions-Therapie, auf Miasmatische Ansätze der Behandlung von chronischen Erkrankungen etc. beziehen, zu überaschend mächtigen Behandlungsmöglichkeiten.

   
Persönliche Vorstellung
 

In den ersten Jahren meiner Praxis habe ich mich als "klassischer Homöopath" gefühlt. Heute mag ich dieses Etikett nicht mehr, da ich den Begriff zu einengend und dogmatisch empfinde.

Mein Therapie-Angebot umfasst die Verordnung von Homöopathischen Einzelmitteln, neben C-(Hoch)Potenzen sehr häufig die Q- oder LM-Potenzen.

Die Studien von Hahnemanns Schriften und einigen seiner Krankheitsjournale, und dank etlicher "Vordenker" und Homöopathen gibt es nach meinem Verständnis keine "reine Homöopathie-Lehre", die im 19. Jahrhundert "eingefroren" ist. Homöopathie ist eine lebendige Fort-Entwicklung, die sich nah an den Grundlagen Hahnemanns orientiert aber die veränderten Zeiten und Erkenntnisse nicht außen vorlässt.

Persönlich kombiniere ich in meiner Praxis die Anwendung von homöopathischen Theorie-Modellen mit TCM-Gedanken-Modellen: Homöopathie und Akupunktur, neben diätischen Empfehlungen, Gedanken zur Bewegungstherapie und auch Haltungs- und Umgangs-Überlegungen, aufgrund von ethologischen Erkenntnissen.

   
   

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