Hund: um fit zu werden braucht der Hund Bewegung

Reiten ist Bewegungs-Therapie für Pferde: Voraussetzung Pferdegerechtes REITEN

Naturheilkundliche Themen rund um Pferd und Hund

Bewegung der Muskeln hat "Heilkraft"

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Information für Tierbesitzer:
Überlegungen zum Thema "Muskeln"

Muskeln / Muskulatur
Bewegung bringt Gesundheit
 

Der Focus titelt in seiner 17. Ausgabe (21.04.2008)
Die Heilkraft der Muskeln
Die beste Medizin für Psyche & Körper:
fitter, jünger, glücklicher

Der Artikel brachte mich zu einigen Überlegungen, die ich aufgrund meiner Erfahrungen aus der Praxis als Gedankenmodelle vorstellen möchte: Vielleicht für den ein oder anderen Pferde- oder Hundebesitzer von Interesse?

Mangelnde Bewegung und übermäßiges Nahrungsangebot sind 2 Eckfeiler der sogenannten Wohlstandserkrankungen, die nicht nur uns Menschen sondern auch unsere Tiere betreffen.

   
Der Organismus hilft sich selbst
 

Immer wieder bin ich fasziniert über Berichte, die uns zeigen, wie abgestimmt der Organismus als autonomes System arbeitet:
Kompensation ist Leben!

Immunsystem
Im Focus-Artikel wird erwähnt, dass ein beanspruchter Muskel u.a. den Botenstoff Interleukin-6 (Zytokin) produziert. Zytokine sind hormonartige Proteine, die die Aktivität des Immunsystems koordinieren. Dieses Protein wirkt entzündungshemmend und schützt vor Zelllschäden.


Dieses IL-6 wird im Humanbereich auch als diagnostisches Hilfsmittel genutzt:
[Zitat-Chirurgische Gastroenterologie]
IL-6 ist als einer der ersten Botenstoffe des Immunsystems bei
Infektionen, nach ausgedehnten Operationen oder nach schweren Unfällen erhöht. Bei günstigem Verlauf sinken die Werte innerhalb von 24±48 h wieder auf den Normalwert ab. Bleiben die IL-6-Werte erhöht oder kommt es zu einem erneutem Anstieg, spricht das für eine septische Komplikation.
[Zitat-Ende]

In der Dissertation von Frau Stefanie Maria Rau (Sepsis beim Hund: Interleukin-6 als prognostischer Parameter) wird gezeigt, dass auch beim Hund die Messung des Interleukin-6 ebenso wie in der Humanmedizin als prognostischer Parameter genutzt werden kann.

So positiv wie es ist, dass scheinbar bei Mensch und Tier das Immunsystem auf eine Entzündung u.a. mit der Ausschüttung von IL-6 reagiert und damit die Entzündung eigenständig bekämpft, deutet eine ständige (Über-)Reaktion des Körpers auf eine Situation, in der sich der Organismus eben doch nicht selber helfen kann:
z.B. bei chronischen Entzündungsprozessen (z.B. bei Arthrose (chronische Gelenkentzündung) oder chronischen Darmentzündungen etc.) kommt es zu einer "Dauer-"Produktion von IL-6.

In solchen Fällen (Überreaktion des Immunsystems) wird diskutiert, dass dieses IL-6 z.B. auch eine krebsauslösende Signalwirkung (im Humanbereich) zeigt. Einer Forschergruppe an der Kieler Universität (Forschergruppe Professor Stefan Rose-John) ist es im Tierversuch gelungen, diese überschießende Wirkung von IL-6 zu blockieren.

Psyche und Stress
Interessant in diesem Zusammenhang: Auch die Psyche spielt einen entscheidenden Beitrag zum Immunsystem:
IMMUNSYSTEM: depressive Menschen neigen zu Entzündungen Im Test konnte nachgewiesen werden, dass Stress Entzündungsreaktion auslöst: Bei den an Depressionen leidenden Versuchsteilnehmern stiegen die Werte u.a. des Interleukin-6 deutlich stärker an als bei den Gesunden.

Eine Überreaktion des Immunsystems kann schädlich sein. So lassen Studien vermuten, dass sie eine Rolle [im Humanbereich] bei Herzkrankheiten, Krebs oder Diabetes spielen. All diese Krankheiten stehen auch im Zusammenhang mit Depressionen.

Was in gewünschter Menge positiv wirkt, wirkt bei einem ZUVIEL als schädlich.
Dieses Gedankenmodell wird in der TCM-Symbolik mit Yin-Yang Ausgleich abgebildet. Yin und Yang ergänzen sich und sollen die Balance untereinander halten; sich ausgleichen.

Wir finden diese Symbolik in allen Lebenslagen wieder.

   
Zuckerkrankheit / Insulinresistenzen und Muskulatur
 

Bei Bewegung scheint der Muskel-Stoffwechsel in der Lage zu sein ca. 50 verschiedene ! Substanzen auszuschütten, die den Stoffwechsel auf Trab bringen.

Beim Menschen beschreibt u.a. Prof. Jürgen M. Steinacker (Sportmedizin - Uni Ulm) die Folge von mangelnder körperlicher Aktivität als Risikofaktoren für Hirnschlag, Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2, Osteoporose, Kolon-Karzinom etc.

Auch hier spielt Interleukin-6 wieder eine Rolle. Interleukin-6 und Interleukin-15 regen den Fettabbau an. Muskelfasern verbrauchen viel Energie. Wer sie trainiert, hat 24 Stunden am Tag einen erhöhen Energieumsatz.
Training wirkt auf Muskelzellen ähnlich wie Medikamente: im Muskel entstehen neue Gefäße, alte weiten sich und das Blut fliesst besser.
Das durch Training ausgeschüttete IL-6 erleichtert darüber hinaus scheinbar die Aufnahme von Blutzucker in die Muskelfasern und wirkt der Zuckerkrankheit entgegen.

Hier sind wir nun beim Thema: Insulinresistenzen

In wieweit die Ergebnisse beim Mensch tatsächlich auf den Hund oder das Pferd zu übertragen sind, wird noch erforscht werden müssen.

Muskulatur und Alter
Beim Menschen spricht man davon, dass sich die Muskeln ca. ab dem 30. Lebensjahr zurückbilden: Das Training - die Bewegung - kann diesem Muskelabbau entgegenwirken: zwar den Muskelabbau nicht gänzlich verhindern - aber deutlich verlangsamen!

Da Muskelprotein stoffwechselaktiv ist, ist der altersassoziierte Verlust der Muskelmasse nicht nur mit einem Verlust an körperlicher Funktionalität und einer zunehmenden Unfähigkeit, die Aktivitäten des täglichen Lebens auszuführen, verbunden, sondern wirkt sich auch auf andere Körperfunktionen aus, die auf Stoffwechselprodukte angewiesen sind, welche von der Muskulatur freigesetzt werden.

Der Verlust der Muskelmasse bedeutet damit auch gleichzeitig eine Reduzierung des Aminosäurenpools und damit einhergehend einen Verlust der Immunfunktionen (Roubenoff und Harris, 1997). Der Muskel bildet die Proteinquelle für Funktionen wie Antikörperproduktion, Wundheilung und Produktion von Leukozyten während einer Erkrankung.

Und wenn man sich dann z.B. anschaut, dass die Aufnahme bestimmter Nahrungsbestandteile / Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Chrom oder Selen durch Aminosäuren unterstützt wird, zeigt sich ein Bewegungsmangel erneut unter einem weiteren Aspekt.

Hunde
 

Auch bei Haus-Hunden haben wir immer häufiger z.B. mit Diabetes zu tun, wobei bei Hunden hauptsächlich der Typ-1-Diabetes mellitus auftritt => damit der Insulinmangel.

Aber auch bei Hunden kommt es zu Insulinresistenzen:

[Zitat-Anfang]
Eine Insulinresistenz liegt vor, wenn durch eine Dosis von 1,5 IE/kg Intermediärinsulin 2 x täglich keine Absenkung des Blutzuckerspiegels < 300 mg/dl hervorgerufen werden kann. [Zitat-Ende] siehe Diabetes Mellitus beim Hund

Die Insulinresistenz bei Hunden kann durch falsche Insulindosierung, Verabreichung Diabetes-auslösender Medikamente (Glukokortikoide, Megestrol) bzw. weitere Erkrankungen ausgelöst sein.
Häufigste Ursachen für eine Insulinresistenz sind Erkrankungen wie Cushing-Syndrom, bakterielle Infektionen, Hypothyreose, Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen oder chronische Pankreatitis oder Übergewicht.

Die Vermutung liegt nahe, dass auch beim Hund Bewegung und damit durch Muskel-Aktivität die Aufnahme von Blutzucker in die Muskelfasern erleichtert und damit einer Insulinresistenz entgegenwirkt.

Hunde und HD
Bisher habe ich die Erfahrungen, die ich mit der Akupunktur von Hunden mit Hüftgelenks-Dysplasie gemacht habe, immer mit der Haltefunktion / Stützkraft der Muskeln begründet.

Durch die Schmerzminderung aufgrund der Akupunktur wurden die Hunde wieder zu einem "leichteren" Laufen gebracht. Somit konnte wieder ein Muskelaufbau stattfinden (nur ein lockerer Muskel wird gut durchblutet und kann "wachsen") und der Hund wurde stabiler in der Hinterhand.
Mit der Vermutung, dass sich durch die Bewegung auch entzündungshemmende Botenstoffe bilden, die direkt an Ort und Stelle wirken können, ergibt sich ein weiterer möglicher Erklärungsansatz.
Deutlich wird auf jeden Fall die Wichtigkeit erkrankte Hunde wieder in Bewegung zu bringen.

Pferde
 

Bei Pferden werden aktuell etliche Erkrankungen heftig diskutiert, die auf Insulinresistenzen hindeuten: Equines Metabolisches Syndrom (EMS) oder Polysaccharide Storage Myopathy (PSSM) usw.

Bei all den Erkrankungen findet sich immer die Aussage, dass Bewegung (solange keine akuten Schmerzen dagegen sprechen) absolut notwendig ist.

Das Equine Metabolische Syndrom ist mit der Diabetes beim Menschen vergleichbar, nur dass es bei Pferd nicht zum Herzinfarkt wie beim Menschen führt, sondern zur Hufrehe.
(siehe Thema: » EMS).

Muskelfasern verbrauchen viel Energie. Dass durch Bewegung der Energiehaushalt angeregt wird, konnten wir uns schon lange erklären. Dass aber der Muskel seine eigene "stoffwechselregulierende Versorgung / Arznei" in sich trägt, fasziniert mich.

Bei EMS-Pferden ist Bewegung die eigentliche Medizin neben der "überwachten" Fütterung. Das bei PSSM-Pferden Bewegung, aber kein Stress wichtig ist, wird nun auch sehr deutlich:

Durch die körpereigenen Ausschüttung von Botenstoffen bei der Bewegung, wird der geschädigte Muskel in die Lage versetzt zu arbeiten. Vorsicht ist bei diesen Pferden bei Stress geboten: Dass dann auch bei Pferden, die Botenstoffe überschießend reagieren (s.o. Stress) liegt nahe. Durch ein zu viel an Interleukin gerät das Immunsystem abermals aus dem Gleichgewicht und der Körper bekämpft sich selber.

Borreliose
Immer wieder erfahre ich aus meinem Kundenkreis, dass bei Borreliose-erkrankten Pferden eine Besserung bei Training einsetzt. (Natürlich nicht in akuten Situationen mit eindeutigen Schmerzsymptomen!)
Bei an Borreliose-erkrankten Pferden finden wir häufig ein diffuses Symptomen-Bild, dass sich durch Training verbessert: Die Pferde fühlen sich wohler. Durch die Überlegung, das bei der Muskeltätigkeit die Ausschüttung u.a. von entzündungshemmenden Botenstoffen angeregt wird, scheint diese Beobachtung plausibel zu werden.

Im Gegensatz zu PSSM-Pferden, die bei nicht angepasster Ernährung durch Bewegung schlimmere Symptome bekommen (Tying Up / Kreuzverschlag) wird die zu Verspannungen neigende Muskulatur bei Borreliose-Pferden beim regelmäßigen Training / in der Bewegung lockerer.

Forschung / Fakten und naturheilkundliche Gedankenmodelle
 

Aus Sicht der Homöopathie oder der TCM-Akupunktur zählt nicht der Krankheitsbegriff (Name) sondern die individuellen Symptome: Damit gibt es im eigentliche Sinne für mich in der Behandlung nicht DAS Symptom-Bild z.B. bei mit Borreliose belasteten Pferden.
Es gibt immer nur das jeweilige zu behandelnde individuelle Tier an sich.

Wenn ich im obigen Text scheinbar von meiner Einstellung sprachlich etwas abgewichen bin, dann möchte ich damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass es selbstverständlich Gemeinsamkeiten / übliche Reaktionen bei bestimmten Mustern / Krankheiten gibt.
Aus Sicht der Naturheilkunde suchen wir aber die ungewöhnlichen und individuellen Symptome, die uns häufig zum Homöopathischen Mittel führen.

In unserem Kulturkreis sind wir es darüber hinaus gewöhnt, dass wir "Beweise" und Fakten sammeln, anhand dessen wir uns ein Bild machen. In diesem Sinne bin ich immer auf der Suche nach wissenschaftlicher Forschung und neuen Erkenntnissen, die Gedankenmodelle erweitern können.

Meine Gedanken aufgrund des Artikels im Focus sind keine wissenschaftlichen Überlegungen. Ich möchte hiermit Gedankenspiele zulassen, die ggfs. unseren Tieren zugute kommen.

Gerade wer sich als besorgter Besitzer in der Verantwortung gegenüber seinem Tier sieht, ist häufig im Zweifel was wirklich positiv für sein Tier in der jeweils aktuellen Situation sein könnte.

Gerade in den meist unklaren Symptomen von "Stoffwechsel-Erkrankungen" ist man häufig hin und her gerissen zwischen den Überlegungen, ob man sein Tier über- oder unterfordert.

Die Erkenntnisse der Forschung rund um die Bewegung könnte daher Mut machen, Bewegungs-Training bei seinem Tier mit anderen Augen zu sehen und zu testen, ob es beim eigenen Tier in der aktuellen Situation positiv wirkt.